(Zusammenfassung des Artikels von Kurt Platter, welcher am 26. Juni 2020 in der Zeitung „Dolomiten“ veröffentlicht wurde)
Dieter Knoll, Geschäftsführer und Sportdirektor des HCB Südtirol Alperia, ist im Hinblick auf die kommende Saison zuversichtlich.
Dieter Knoll ist nicht nur Geschäftsführer und Sportdirektor des HCB Südtirol Alperia, sondern auch einer der 2 Vizepräsidenten der ehemaligen Erste Bank Eishockey Liga (EBEL), die in den kommenden Tagen einen neuen Namen erhalten soll. Der HCB war in der letzten Saison einer der Mitfavoriten auf den Meistertitel, ehe die Corona-Pandemie die Hoffnungen auf den 3. EBEL-Triumph nach 2014 und 2018 zunichtemachte. Mit den „Dolomiten“ sprach Dieter Knoll über…
…die abgelaufene Saison 2019/20: „Nach einem holprigen Start kam die Mannschaft immer besser in Fahrt. Nach dem Trainerwechsel ging es bergauf. Greg Ireland hat den Spielern einen neuen Impuls gegeben und alle gleichbehandelt. Diese sind im Jänner zu einer Mannschaft gereift. Der Zusammenhalt und der Teamgeist waren einmal mehr das Erfolgsrezept des HCB. Der Vorteil im Vergleich zu anderen Mannschaften war, dass wir 4 gute Linien hatten. Ich war von der Qualität unserer Spieler überzeugt. Die meisten von ihnen waren sehr mannschaftsdienlich“.
…den vorzeitigen Saisonabbruch: „Das Saisonende aufgrund der Corona-Pandemie war für uns natürlich sehr schade. Ich denke, dass wir gute Chancen auf den Finaleinzug gehabt hätten. Was viel schlimmer war: Es war eine Katastrophe für die ganze Gesellschaft. Das soziale Umfeld hat sehr darunter gelitten. Das Virus war gefährlich, hat sehr viel Unglück mit sich gebracht und die Wirtschaft in eine Krise gestürzt.“
…die Auswirkungen der Corona-Krise auf den HCB Südtirol: „Noch haben wir nicht alles abgerechnet. Wir haben aber mit Sicherheit ein größeres Minus aufgerissen. Vielleicht erhalten wir noch finanzielle Unterstützung vom Staat oder vom Land. Leider sind einige Einnahmen, mit denen wir fix gerechnet haben, nicht gekommen. Schließlich sind die Play-off-Spiele für uns das Um und Auf und eine sehr wichtige Einnahmequelle. Leider hatten wir im Viertelfinale nur ein Heimspiel. Und dieses fand nur mit einer begrenzten Zuschaueranzahl statt.“
…die unzähligen Videokonferenzen in den vergangenen Wochen: „Ich hatte wöchentlich zumindest eine Videokonferenz mit den Verantwortlichen der anderen Klubs und eine mit dem Präsidium der Liga. Diese waren sehr anstrengend, hatten aber auch etwas Gutes. Man musste nicht sinnlos durch die Gegend fahren und hat sich viel Zeit erspart. Am Computer konnten wir uns trotzdem sehen. Wir hatten viele Baustellen und haben unzählige Punkte abgearbeitet. Ich denke, dass es die Videokonferenzen auch in Zukunft geben wird.“
…den Rückzieher von Znojmo: „Es ist natürlich schade, einen solchen Partner wie Znojmo verloren zu haben. Als internationaler Vertreter habe ich alles versucht, den Besitzer Pavel Ohera davon zu überzeugen, dass er noch zuwarten soll. Er wollte aber kein Risiko eingehen und hielt an der Entscheidung, sein Team aus der Liga zurückzuziehen, fest.“
…Neuling Bratislava Capitals: „Die Capitals sind mit Sicherheit eine Bereicherung für die Liga. Der Klub aus der slowakischen Hauptstadt, die mehr als 400.000 Einwohner hat, dürfte eine starke Mannschaft stellen. Der Hauptaktionär und Präsident des Vereins, Ivo Durkovic, ist Gründer und leitender Arzt der Augenkliniken „IClinic“, die auch in Klagenfurt eine Niederlassung haben. Deshalb wird er in Österreich keine schlechte Figur machen wollen. Die Anreise nach Bratislava ist für uns kein Problem: Schließlich sind es von Wien gerade einmal 80 Kilometer, weshalb man die beiden Auswärtsspiele gut kombinieren könnte.“
…die gescheiterte Aufnahme des EHV Linz: „Es war vermutlich eine knappe Entscheidung gegen den neuen Verein aus Linz. Ausschlaggebend dafür waren in meinen Augen 2 Aspekte: Zum einen kann man sich 2 Mannschaften aus Linz nicht vorstellen und auch nicht leisten, da es mehrere Probleme wie etwa die Hallensituation oder die Bandenwerbung geben würde. Zum anderen sind die Black Wings von Präsident Peter Freunschlag seit 14 Jahren in der Liga dabei und ein zuverlässiger Partner. Der neue Verein, der finanziell sehr gut aufgestellt ist, wird sich vorerst um den Nachwuchs in Linz kümmern und ist bemüht, eine Academy zu gründen.“
…die Chancen von Olimpija Laibach, als 12. Team in die Liga aufgenommen zu werden: „Die Rückkehr von Laibach wird schwierig, aber nicht unmöglich. Ich würde es sehr begrüßen, wenn es die Slowenen schaffen und wir ein 12. Team in der Liga haben würden. Der damalige Verein hat mit dem aktuellen aber nichts zu tun. Der Präsident des neuen Klubs, der sich zuvor um den Nachwuchs gekümmert hatte, ist eine Persönlichkeit. Schließlich ist Miha Butara Vizepräsident der slowenischen Eisenbahn und hat gute Kontakte zum Laibacher Bürgermeister, aber auch zu großen Unternehmen. Ich gehe davon aus, dass es bis Ende Juli eine Entscheidung geben wird.“
…den neuen Ligasponsor „bet-at-home“: „In Zeiten wie diesen muss man um jeden Sponsor froh sein. Christian Feichtinger und sein Team haben nicht nur diesbezüglich ausgezeichnete Arbeit geleistet. Schließlich gab es viele Baustellen. Bet-at-home ist ein finanzstarker Partner, der uns über mehrere Jahre zur Seite stehen und deshalb auch Planungssicherheit geben wird. Wir werden mit 2 verschiedenen Trikots spielen, da Wettbüros in Italien in Sachen Sportsponsoring nach wie vor verboten sind: Auswärts werden wir das Logo des neuen Ligasponsors folglich auf den Trikots haben, zu Hause jedoch nicht.“
…den neuen Namen der Liga: „Anfang Juli werden der neue Name, das neue Logo und auch die neue Homepage der Liga vorgestellt. Was den Namen betrifft, haben wir 4 Marketingagenturen beauftragt. Unter anderem auch „Succus“ aus Südtirol. Unser Manager Markus Meraner hatte maßgeblichen Anteil am neuen Namen: Wenn er nicht der Vater war, dann war er der Geburtshelfer. Den neuen Namen kann man mit jedem Sponsor gut kombinieren.“
…den neuen Fernsehpartner „Puls 24“: „Ich habe nur gute Dinge über Puls 24 gehört. Es ist ein Privatfernsehsender, der zur ProSieben/Sat1-Gruppe gehört. Diese hat zuletzt – was die Marktanteile betrifft – mit 28,6 Prozent den ORF (24,9 Prozent) als Nummer 1 in Österreich abgelöst. Hinter dem Projekt Eishockey stecken ehrgeizige Leute, die sich bisher in erster Linie um American Football gekümmert haben. Der Sender ist in Südtirol nicht zu empfangen. Wir bemühen uns aber, das Signal zu erhalten, damit wir unsere Auswärtsspiele in irgendeiner Form ausstrahlen können: Entweder über einen Fernsehkanal oder mittels Streaming“.
…das eingereichte „Return to play“-Konzept beim österreichischen Sportministerium: „Das Rückkehr-Konzept bildet den aktuellen Status ab, definiert aber auch Präventionsmaßnahmen und Verhaltensregeln für den Trainingsbetrieb sowie für offizielle Spiele. Es soll zudem die Basis für einen möglichen Spielbetrieb mit Zuschauern in der Saison 2020/21 schaffen. Wir haben Anfang Juni gemeinsam mit den Verbänden ein 50 Seiten umfassendes Konzept beim österreichischen Sportministerium eingereicht. Auf eine definitive Antwort warten wir noch. Wir haben aber eine positive Rückmeldung von Philipp Trattner, dem Sektionschef des Sportministeriums, erhalten. Andere Sportarten haben schon angefragt, ob sie dieses Konzept übernehmen könnten. Sobald wir vom Sportministerium grünes Licht erhalten, werde ich die Unterlagen Landeshauptmann Arno Kompatscher vorlegen. Er muss dann entscheiden, ob es auch bei uns möglich ist, vor Zuschauern zu spielen. Dafür ist jedes einzelne Land zuständig.“
…Spiele ohne Zuschauer: „Das ist für mich kein Thema. In Österreich gab es zuletzt einige Lockerungen. Auch die Slowakei und Ungarn haben bereits Zusagen von der Regierung erhalten. Aufgrund des großen Stadions bin ich überzeugt, dass es eine brauchbare Lösung geben wird. Ich gehe davon aus, dass wir im Herbst zwischen 2500 und 3000 Zuschauer in die Eiswelle hineinlassen dürfen. Jeder Klub benötigt in Zukunft einen Corona-Beauftragten. Es gibt noch einige offene Fragen wie zum Beispiel die Stehplatzsituation. Die Fankurve ist für uns sehr wichtig und ich möchte sie auf keinen Fall verlieren. Es wird mit Sicherheit eine spezielle Saison werden: Die Abstände auf den Rängen müssen beibehalten werden und auch die Maskenpflicht wird aufrecht erhalten bleiben. Zudem werden alle Fans registriert, damit man eventuelle Brandherde schnell bekämpfen kann. Das Wichtigste ist, dass schon bald wieder gespielt werden kann. Ich appelliere aber an die Vernunft aller und wünsche mir, dass sich die Leute an die Vorgaben halten und die Situation nicht unterschätzen. Eine 2. Welle wäre für uns alle fatal.“
…den am 30. Juni zu Ende gehenden Transferstopp: „Die 11 Vereinsverantwortlichen haben sich darauf verständigt, solange keine Transferaktivitäten – ausgenommen sind Trainer – zu unternehmen, solange nicht alle Details hinsichtlich des Saisonstarts geklärt sind. Es macht keinen Sinn, Spieler unter Vertrag zu nehmen, wenn man nicht weiß, ob und in welcher Form im kommenden Winter gespielt werden kann. Noch sind einige Dinge offen. Deshalb ist es durchaus möglich, dass der Transferstopp noch um einige Tage verlängert wird. Sobald wir alle Details geklärt und alle Daten zusammengetragen haben, werde ich das Budget erstellen. Sobald ich weiß, wieviel wir Geld haben, werde ich mich um die Mannschaft kümmern“.
…ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen Spieler in Bozen: „Dank Corona wird es mit Sicherheit mehrere Wiedersehen geben. Schließlich wird es das erste Mal überhaupt sein, dass die Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison ziemlich unverändert sein wird. Ich gehe davon aus, dass wir 75 Prozent der Spieler erneut in Bozen sehen werden. Das würde bedeuten, dass wir maximal 5 und nicht wie in Vergangenheit üblich ein Dutzend Spieler austauschen müssen. Ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben, weil ich nicht darf. Gleich mehrere Spieler vom Vorjahr haben aber angedeutet, dass sie erneut unser Trikot überstreifen und etwas vollenden möchten, was ihnen zuletzt verwehrt geblieben ist“
…den Trainer des HCB Südtirol im Winter 2020/21: „Kandidat Nummer 1 ist nach wie vor Greg Ireland, der in der kurzen Zeit ausgezeichnete Arbeit geleistet und die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückgebracht hat. Ireland kommt demnächst nach Italien und wird nach der 14-tägigen Quarantäne im CONI-Stützpunkt Formia in der Nähe von Rom ein erstes Trainingslager der Nationalmannschaft leiten. Ich weiß, dass er nach Bozen zurückkehren möchte, da er hier die Doppelfunktion Klub und Nationalmannschaft am besten ausüben könnte“.
…den Start der kommenden Saison: „Es ist fast unmöglich, dass wir wie geplant am 18. September in die Saison starten können. Ich gehe davon aus, dass der Startschuss Ende September oder Anfang Oktober fällt. Geplant ist derselbe Modus wie in der vergangenen Saison. Egal ob 11 oder 12 Mannschaften teilnehmen werden. Sollte alles wie geplant ablaufen, dann werden wir Ende August mit der Saisonvorbereitung auf dem Eis beginnen. Bis dahin wird die Eiswelle bezugsfertig sein. Aufgrund der Corona-Krise hat sich die Installation der flexiblen Banden und der neuen Lichtanlage ein wenig verzögert. Heuer werden wir voraussichtlich auf das Trainingslager in Corvara verzichten. Der Spielplan dürfte in den nächsten Wochen feststehen. Es ist durchaus möglich, dass wir mit regionalen Spielen beginnen. Dadurch würden sich alle lange Fahrten und Übernachtungen in Hotels ersparen. Das würde bedeuten, dass wir zunächst gegen Innsbruck, Salzburg und Dornbirn spielen würden.“